Als Reaktion auf die Masse an Goethe-Biographien, die trotz teilweise exzellenter Ansätze drohte, den Dichterfürsten in eine unendliche Anzahl von infinitesimalen Teilen zu zerlegen, haben verschiedenste Schriftsteller versucht, das Genie dieses unfassbaren Menschen zu rekonstruieren. Immer war das Ergebnis nur insoweit gut, als der Autor die Fähigkeit besaß, eine Synthese zu schaffen und gleichzeitig zu beweisen, dass er den Großteil der analytischen Forschung beherrschte. Emil Ludwig gibt sich bescheidener und gleichzeitig weniger penetrant. Er war Journalist und Schriftsteller von Beruf. Sein "Goethe - Geschichte eines Menschen" zeugt zudem von echter Schaffenskraft und sehr solider Wissenschaftlichkeit. Er stellt die Geschichte und Entwicklung des Dichters einfach und dennoch intim dar, erzählt sie von seiner Geburt an chronologisch. Ludwig stellt fest, dass sie sich in zwölf Perioden gliedert. Seine Querschnitte durch jede Periode widmet er einer bestimmten geistigen Kraft, die in ihr vorherrschte und die zum Titel eines Kapitels wurde. Diese Kapitel gruppiert er wiederum unter drei größer gefassten Themen: "Genius und Dämon" für den ersten Band, "Erdgeist" für den zweiten und "Tragischer Sieg" für den dritten. In regelmäßigen Abständen integriert er geschickt ein charakteristisches Porträt in die Geschichte . Jedes Kapitel wird zudem mit einem sehr schönen Stück Lokalkolorit eingeleitet, das den Rahmen für die darzustellende Zeit bildet.