Christa Wolf setzt sich in ihrem Werk "Medea.Stimmen" mit einem Urtext der abendländischen Zivilisation auseinander, und zwar mit dem Medea-Mythos. Seit Euripides "Medea" ist in den Köpfen der Menschen das Bild einer grausamen Frau verankert, die ihren Bruder, eine vermeintliche Freundin und schließlich ihre eigenen Kinder ermordet. Christa Wolf hegte berechtigte Zweifel an dieser von Männerperspektiven geprägten Version und schrieb kurzerhand ihre eigene Medea-Figur, mit der sich diese Arbeit näher beschäftigen soll. Schwerpunkt dabei werden die Fremdheitserfahrungen der wolfschen Medea darstellen. Ziel der Arbeit ist es, die Fremdheitserfahrungen der Medea in Korinth sowohl nach außen als auch nach innen gerichtet, nachvollziehen zu können, denn diese zeichnen sie maßgeblich als Person und Figur aus. Abschließend soll die Frage beantwortet werden, inwiefern die gemachten Erfahrungen die Identität und die Positionierung in der Gesellschaft der Figur Medea beeinflusst haben. Da dies auf einer theoretischen Grundlage geschehen soll, wird zunächst der Fremdheitsbegriff behandelt und verschiedene für das Ziel dieser Arbeit relevante Perspektiven diesbezüglich beleuchtet, nämlich die soziologische, die kulturanthropologische und die psychologische. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den Fremdheitserfahrungen Medeas.