Diese Arbeit untersucht, ob die Ereignisse der Revolutionsjahre 1848/49 zu einer so starken Nationalisierung geführt haben, dass die nachfolgenden Ereignisse im Deutsch-Tschechischen Sprachen- und Nationalitätenkampf beinahe „vorprogrammiert“ waren. Es wird versucht darzulegen, dass die Revolution von 1848 der Ursprung – die „Zementierung“ – der starken nationalen Spaltung in Böhmen war. Außerdem wird dargestellt, inwieweit man von einem Wandel von einer sozialen Revolution zu einer nationalen Revolution sprechen kann und welche Ereignisse vor 1848 die Bildung zweier konkurrierender Nationalismen ermöglicht und gefördert haben. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde davon ausgegangen, dass Nationalismus und Nation etwas „Selbstverständliches“ und „Natürliches“ seien. Seit etwa 1980 findet ein wesentliches Umdenken statt. Immer mehr Politik- und Sozialwissenschaftler sowie Historiker gehen heute in der Nationalismusforschung davon aus, dass Nationalismus und Nation im Sinne des Konstruktivismus reine – oder zumindest überwiegende – Konstrukte sind, die durch Menschen geschaffen wurden. Der tschechische Historiker Kořalka schreibt: „Jede nationale Ideologie barg und birgt in sich wesentliche Merkmale der Selbstabgrenzung, Ausschließlichkeit und Feindseligkeit gegenüber der Außenwelt, insbesondere gegenüber ihren Nachbarn.“ Diese Selbstabgrenzung, Ausschließlichkeit und Feindseligkeit gegenüber den Nachbarn soll am Beispiel der Revolutionsereignisse von 1848 in Prag aufgezeigt werden. Diese Arbeit stellt die praktischen ereignisgeschichtlichen Entwicklungsstränge und Zäsuren dar.