Mit dem 1772 erschienenen und uraufgeführten Drama "Emilia Galotti" schuf Gotthold Ephraim Lessing eines der bedeutendsten Beispiele für die Gattung des bürgerlichen Trauerspiels. Das Stück, das zu den Schlüsselwerken der Aufklärung und Empfindsamkeit gehört sowie als eines der ersten politischen Dramen der deutschen Literatur gilt, übt scharfe Kritik an der Willkürherrschaft des Adels. Dieser Macht kann das Bürgertums nur seine höhere Moral entgegensetzen. Die geplante Hochzeit der bürgerlichen Emilia Galotti mit dem ehrenhaften Grafen Appiani wird von Hettore Gonzaga, dem regierenden Prinzen von Guastalla, hintertrieben; nicht nur für Emilia endet die Intrige schließlich tödlich. In "Emilia Galotti" verzichtete Lessing - anders als noch in "Miss Sara Sampson" - auf allzu viel Emotionen und rührselige Elemente. Nachdenklich, nicht (nur) gerührt, soll das Publikum das Theater verlassen.
Text aus Reclams Universal-Bibliothek mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe.
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